Die Zeiten zu denen es gute Karosserien für wenig Geld gab sind vorbei und ich musste mehr Geld in die Hand nehmen, um Anfang 2017 ein Teilepaket zu erwerben. Heute, rund 1 Jahr später, steht das Projekt kurz vor der Fertigstellung. Zuerst wurde die Karosserie vollständig vom Unterbodenschutz befreit und mit Brantho Korrux Nitrofest gespritzt um eventueller Korrosion während der Zeit bis zum lackieren vorzubeugen. Es war zwar zeitaufwendig, aber zum einen spart man einiges an Gewicht und zum anderen kann sich unter dem U-Schutz noch Rost befinden. In diesem Fall hatte ich Glück: es gab keine unerwarteten Überraschungen. Als das erledigt war konnte die Karosserie endlich zu Heigo verbracht werden, um einen Käfig anfertigen zu lassen. Es hat natürlich einige Zeit gedauert aber das Ergebnis kann sich sehen lassen und der Käfig passt perfekt ins Fahrzeug. 

 

Die Wartezeit habe ich nicht untätig verstreichen lassen sondern unverzüglich mit den Vorbereitungen für den Kabelbaum begonnen. Ziel war, das Ganze möglichst übersichtlich und vor allem nachvollziehbar zu gestalten. Und es sollte sich alles rasch ausbauen lassen ohne irgendwelche Kabel abzuzwicken. Ich habe zwei Übersichtspläne gezeichnet und FLRY Fahrzeuglitze in den entsprechenden Farben besorgt. Auch Aufwand, aber es hat sich gelohnt. Man muss wissen, dass das Fahrzeug sowohl über eine elektronische Zündung mit Steuergerät als auch über eine elektrische Wasserpumpe verfügt. Heißt, man hat ein paar Drähte mehr und wenn man das farblich nicht absetzt, kommt spätestens bei der Fehlersuche richtig Freude auf. Der Aufbau des Instrumenteneinsatzes lief reibungslos und konnte nachdem entsprechende Ausschnitte eingebracht worden waren zum Lackierer gegeben werden. 

 

Bevor ich mit dem schweißen beginnen konnte, mussten noch die serienmäßigen Sitzkonsolen entfernt werden da diese für ein Rennfahrzeug eher suboptimal gestaltet sind im Sinne dessen, dass sie zu hoch sind. Für diese Arbeit habe ich mir spezielle Schweißpunktbohrer besorgt. Wer bereits versucht hat Schweißpunkte mit normalen, rollgewalzten HSS Bohrern aufzubohren,  weiß was ich meine: die Arbeit geht erheblich leichter von der Hand. Nachdem ich noch alle überflüssigen Halter etc. entfernt hatte, konnte ich das Schweißgerät kreisen lassen. Das war zwar Arbeit, aber überschaubar. An den vorderen Wagenheberaufnahmen hatte jemand herumgebraten also musste ich diese Stellen nacharbeiten und sauber verschleifen. Zum Abschluss habe ich noch ein ein L-Profil auf die gesamte Länge des Schwellers eingeschweißt denn das war ein Punkt, der mich beim alten Rennauto gestört hatte. Letzterer hatte zwar ein L-Profil, jedoch nicht auf die ganze Länge. Daher konnte man den Wagen zwar mittig anheben, die Unterstellböcke aber aus meiner Sicht nicht weit genug vorne platzieren. Kleinigkeiten aber wenn man sowieso gerade dabei ist, macht man es halt vernünftig.

 

Das anpassen der Verbreiterungen und des Spoilers stand als nächstes im Kochbuch. Leicht war's nicht, aber auch diese Hürde konnte genommen werden. Ziel war u.a., den Frontspoiler problemlos abnehmen zu können. Dies habe ich mit Camloc Schnellverschlüssen realisiert. Eine feine Sache! Man braucht einen Kreuzschlitz Schraubendreher und kann den Spoiler innerhalb von kürzester Zeit demontieren. Während ich mit den Anpassungsarbeiten beschäftigt war, hat mir ein Bekannter meine Sitzkonsolen eingeschweißt. Eine Arbeit die gerne habe machen lassen denn ich habe gelernt, dass man nicht alles selber machen kann und muss. Das Ergebnis ist tadellos und so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Dann musste noch die GFK Motorhaube und der Kofferdeckel angepasst werden und die Karosse war fertig vorbereitet zum lackieren.

 

Um die Kosten in überschaubaren Grenzen zu halten, bin ich dann in der Lackiererei erschienen um in meinem Rahmen mitzuhelfen. Kurz gesagt: ich habe geschliffen. Gekostet hat mich das 2 Tage Urlaub. Das interessante ist, man sieht die viele Arbeit nicht. Man schleift und schleift und schleift, aber nach Feierabend sieht alles noch genau so aus wie am Morgen, als man angefangen hatte. Dann wurde noch  gespachtelt und im Anschluss der Füller aufgebracht. Die Schleifarbeiten im Anschluss hat der Lackierer durchgeführt denn das ist eine Arbeit, die besser ein Fachmann macht. Als der Decklack dann endlich aufgetragen werden konnte war ich heilfroh und meinem Ziel ein erhebliches Stück näher. Denn so lange keine Farbe drauf ist, kann man auch nicht mit dem Zusammenbau beginnen und wer kennt sie nicht, die ewigen Baustellen. Das wollte ich in jedem Fall verhindern und daher war der Zeitplan auch straff. 

 

Im Anschluss wurde die frisch lackierte Karosserie dann zu meinem Clubkollegen in die Werkstatt verbracht und ich konnte mit dem Zusammenbau beginnen. Zuerst wurde die Vorderachse und der Kühler montiert. Letzterer ist für den E 30 und aus Aluminium gefertigt. Letzteres war nicht der Grund der Anschaffung sondern der untere Abgang sitzt rechts. Warum das wichtig war, sehen wir später. Es folgte der Einbau der Hinterachse um das Fahrzeug auf die Räder zu bekommen um es im Zweifel an anderer Stelle in der Werkstatt platzieren zu können.

 

Die Verbreiterungen habe ich mit Kederband und Aluminiumschrauben befestigt. Überhaupt habe ich einigen dieser Schrauben und K-Nuts verwendet. Kleinvieh macht beim Gewicht nämlich Mist und das ist eine simple Maßnahme. Natürlich habe ich diese Schrauben nicht bei Sicherheitsrelevanten Teilen eingesetzt. Die K-Nuts hingegen schon, da sie nicht nur über eine kleinere Schlüsselweite verfügen sondern überdies eine Sicherungsfunktion erfüllen. 

 

Wenn wir gerade beim Thema Gewicht sind, möchte ich darüber ein paar Worte verlieren. Es gibt die Extreme: manche achten überhaupt nicht darauf, andere verbauen Titanschrauben. Letzteres hatte ich zwar vor, aber grob hochgerechnet hätte ich rund 1.000 Euro investieren müssen und ich wusste vorher nicht zu 100%, welche Abmessungen ich benötigen würde also habe ich vorerst darauf verzichtet. Was ich getan habe ist, u.a. darauf zu achten, dass die Schrauben nicht zu lang sind. Der Kabelbaum wurde nach dem Motto "so viel wie nötig so wenig wie möglich" gestaltet. Einiges an Gewicht konnte ich bei den Scheinwerfern sparen. Da es das Reglement erlaubt, habe ich zwei leichte Carbonkreise angefertigt und in die Kühlergrills geklebt. Darauf wurden dann flache und leichte LED Lampen montiert. Das Ganze ist praktisch gewichtslos. 

 

Ein wenig vom gesparten Gewicht habe ich in einen Kofferraumgummi investiert. Hintergrund ist, dass ich keine Lust mehr habe, den Abgasgeruch derart extrem im Auto zu haben, wie beim Vorgänger. Offensichtlich zogen die Abgase durch den Kofferdeckel nach innen. Dies hoffe ich nun verhindert zu haben. Darüber hinaus hat mir ein Clubkollege eine Abdeckung aus Aluminium für die Hutablage und die hintere Spritzwand angefertigt. Das Auge isst schließlich mit und wenn man irgendwann einen Renntank einbauen sollte, braucht man sie sowieso. 

 

Irgendwann nach einer Unzahl kleinerer und größerer Arbeiten konnte dann der Motor wieder eingebaut werden. An letzterem wurden lediglich die Kipphebel gegen verstärkte Exemplare getauscht und der Zahnriemen erneuert. Der Motor hatte erst eine Saison gelaufen also bestand kein Handlungsbedarf, einen neuen zu bauen. Dann war noch das Thema mit der elektrischen Wasserpumpe. Diese war im alten Fahrzeug auf der linken Seite verbaut obwohl der Stutzen, welcher in das Wasserpumpengehäuse geschweißt ist, nach rechts abgeht. Das wurde so gelöst, da der alte Kühler den Abgang links hatte und der ursprüngliche Plan sie rechts zu verbauen, aufgrund von Platzproblemen bzw. dem Zapfen der Kurbelwelle, nicht möglich war. In der Folge musste eine optisch recht abenteuerliche Konstruktion aus diversen Schläuchen der Bastelkiste herhalten. Es war zwar nicht hübsch, funktionierte aber.

 

Beim neuen habe ich das dann so lösen können, dass es mir  optisch gefällt. Siehe Bilder. Bis ich soweit war hat es jedoch eine ganze Weile gedauert und einiges an Hirnschmalz verschlissen. Ich denke , dass das Ergebnis zu überzeugen weiß. Es ist halt immer irgend etwas anderes im Weg gewesen welches ein sauberes verlegen der Schläuche verhindert oder unmöglich gemacht hat. Aber häufig, wenn etwas fast aussichtslos erscheint, findet man dann doch noch ein Lösung. 

 

Lösungen, ja, derer brauchte es einige. Das meiste passt einfach nicht plug and play, egal wie gut man sich das vorher überlegt hat. Beispiel: die hintere Domstrebe. Mal kurz einbauen..., genau, aus "mal kurz" wurde über 3 Stunden weil sie nicht gepasst hat. Und es gab einige Dinge welche entweder nachgearbeitet, oder zum Teil komplett umgestaltet werden mussten. Aber so ist das wenn man einen Rennwagen auf Rohkarosserie aufbaut und versucht, die eigenen Ideen zu verwirklichen.

 

Ich möchte nicht soweit gehen und sagen, dass der Kabelbaum Routine war aber die Arbeit ging gut von der Hand. Manche Dinge brauchen einfach Zeit aber da ich gut vorbereitet war, wurde auch diese Hürde souverän gemeistert. Vor allem ging meine Rechnung auf! Es blieb kein Kabel übrig, keines war zuviel. Alles ließ sich problemlos und wie vorgesehen einbauen. Das Kombiinstrument ist mit Super Seal Steckern versehen. Zusammen mit anderen Kleinigkeiten ist es nun möglich, den kompletten (!) Kabelbaum innerhalb kürzester Zeit aus- und wieder einzubauen. Ziel erreicht!

 

Als wir dann die Scheiben einbauen konnten, folgte die nächste Überraschung: die Heckscheibe aus Makrolon passte nicht. Also rein, raus, nacharbeiten und das Ganze in mindestens 15-facher Wiederholung. Im Nachgang stellte sich heraus dass ich vergessen hatte, dass ich die Scheibe bewusst mit Übermaß bestellt hatte. Da der Scheibengummi auch neu war musste eben entsprechend viel abgenommen werden. Das Problem war weniger die Tatsache dass sie nicht gepasst hat als die Zeit, die immer schneller verrannte denn ich musste aus der Halle. Zu allem Überfluss passte die neue Frontscheibe dann nicht - zu groß. Nun war guter Rat teuer denn an Makrolon herumschleifen ist eine andere Nummer als an einer Scheibe aus Glas. 

 

Nach 3 Wochen kam dann ein Spezialst des Unternehmens von dem ich die Scheibe hatte, um sie anzupassen. Und ich muss sagen: tadellos! Er hat sie mir dann noch in rekordverdächtiger Zeit blitzsauber mitsamt Keder eingebaut. Wieder ein Sieg, ging mir durch den Kopf. Nun konnte ich einen erneuten Kontakt zum Lackierer herstellen um einen Termin für das Aufbringen des Streifens zu vereinbaren.

 

Streifen? Genau! Die passende Lackierung hatte mir nämlich im Vorfeld etwas Kopfzerbrechen bereitet und es hat einige Zeit gedauert, bis ich eine Entscheidung gefällt hatte. Die Frage war, ob man das Fahrzeug Weiß lackiert und selbst gestaltet, oder ob man ein reales Vorbild zugrunde legt. Die Entscheidung habe ich mir nicht leicht gemacht und die Wahl fiel dann auf das Fahrzeug, welches unter nachfolgenden Links zu sehen ist:

 

http://www.racingsportscars.com/photo/1979/Zolder-1979-03-11-028.jpg

 

http://www.racingsportscars.com/photo/1981/Zolder-1981-03-22-027.jpg

 

Die Bilder hatte ich mir ausgedruckt und über den Schreibtisch gehängt. So konnte ich immer wieder  einen Blick darauf werfen und mir überlegen, ob mir das gefällt und ob ich mich damit auf Dauer identifizieren kann. Wie man unschwer erkennen kann, habe ich mich dafür entschieden weil mir zum ersten die Farbkombination gut gefällt und ich zweitens der Meinung bin, dass der Streifen dem Fahrzeug optisch eine gewisse Dynamik verleiht. 

 

Mein Lackierer hat sich viel Mühe gegeben die Übergänge sauber und ordentlich zu gestalten. Er hat mir das im Vorfeld ausführlich erläutert und ich hätte nicht gedacht, dass es tatsächlich derart schwierig ist, eine "gerade Linie" über die gesamte Seite zu erzielen. Seht Euch einfach die Bilder an. Mir gefällt es sehr gut und fast allen, die das Fahrzeug bislang live gesehen haben. 

 

Ich hatte erwähnt, dass ich alleine wegen der Scheibe fast einen Monat verloren hatte. Dann stand er noch 2 Wochen beim Lackierer und so ging es dahin. Problem war auch, dass ich rund 3,5 Monate auf meine Felgen warten musste. Irgendwann habe ich dann das Gas rausgenommen weil der Wagen zu 95% fertig war und ich keine Lust mehr hatte, einen Riesenstress zu veranstalten nur damit ich am Slovakiaring (August) starten kann. Red-Bull im Oktober wäre noch eine Option gewesen aber ich habe mich endgültig entschieden, die Jungfernfahrt erst 2019 durchzuführen. Ich bin ja schließlich beim Hobby und nicht auf der Flucht. 

 

Jaaa, die Felgen. Das war auch ein Thema für sich und ich musste mich entscheiden: zeitgenössisch oder meine vorhandenen BBS RS umschüsseln. Diese Entscheidung war nicht zuletzt natürlich eine Geldfrage aber ich habe mir gedacht, dass wenn das Fahrzeug optisch schon an die damalige Zeit angelehnt ist, sollte der Dicke auch passende Felgen bekommen. Das Gesamtbild hätte unter den RS einfach zu stark gelitten, aus meiner Sicht. Technische Kompromisse um so ein altes Fahrzeug zuverlässig zu betreiben, sieht der geneigte Zuschauer nicht. Das Erscheinungsbild schon...

 

Entschieden habe ich mich dann für 3 teilige BBS Felgen vom Typ E 30 in 8,5 x 15 rundum. Warum nicht hinten 10 Zoll und vorne 9 Zoll wie damals üblich, wird sich manch einer vielleicht fragen? Nun,  es gab für mich 2 Aspekte: Reifenkosten und Nutzen. Wir reden über ein 40 Jahre alten Rennwagen und damals waren u.a. noch Diagonalreifen üblich. Darüber sind 40 Jahre vergangen und  die Reifentechnologie hat sich weiter entwickelt. Ich gehe stark davon aus, dass die Slicks, welche sich auf diese Abmessung montieren lassen, ähnlichen Gripp wie damalige, breitere Rennreifen zur Verfügung stellen. Zum ersten Rollout werde ich mit Semislicks vom Typ Toyo R 888 in der Dimension 235 / 45 / 15 starten. Dieser Reifen stellt einen guten Kompromiss zwischen Kosten und Nutzen dar. 

 

Im August konnte ich meinen Felgenbausatz dann endlich abholen und ich muss sagen, dass ich begeistert bin! Es hat zwar länger gedauert, dafür weiß das Ergebnis zu überzeugen. Seht Euch einfach die Bilder an. An den Verbreiterungen musste ich etwas zaubern, aber alles kein Hexenwerk oder Grund zur Panik. Schaut man sich zeitgenössische Bilder an, waren die meisten Fahrzeuge damals nicht auf Optik sondern auf Funktion gebaut. Daher bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Natürlich wäre es einerseits schön, wenn alles auf den hundertstel Millimeter passen würde aber das war damals halt nicht so und somit kann ich damit gut leben. Man jammert da  auf hohem Niveau denn es ist nach wie vor ein Rennwagen und kein Showfahrzeug was aber nicht heißt, dass es nicht hübsch sein darf. ;) 

 

Vor der Montage mussten freilich noch die Sterne lackiert und die Felgen zusammengebaut werden. Mit einem passenden Drehmomentschlüssel ging das ohne Probleme dauerte aber seine Zeit, zumal man die Felgen noch abdichten musste. Gut Ding will halt gut Weile haben. ;) 

 

Vorläufiger Zwischenstand ist, dass die Felgen passen und ich das Fahrwerk entsprechend angepasst habe. In Zahlen: vorne einen Zentimeter hoch und hinten 2 runter. Ich wollte vermeiden, dass das Fahrzeug wie der Vorgänger, eine Keilform hat. Also habe ich herumgedreht bis das Auto im Wasser stand, wie man so schön sagt. Sobald der Wagen dann vermessen ist und die Radlasten ermittelt sind, werde ich noch andere Federn beschaffen welche dann eben entsprechend an Last und die Hebel der Anlenkpunkte angepasst sind. Dazu mehr, wenn es soweit ist. Bis bald dann mal...